Mitte September fand ein WRRL-Bodentag zum Thema Ertragspotenzial von Böden in der Gemarkung Trebur statt. Herr Dr. Keil von der Oberfinanzdirektion Frankfurt führte als Referent die Bodenprofilansprachen durch und stand für Fragen rund um den Boden und dessen Bewirtschaftung zur Verfügung.

Gerade in den letzten Trockenjahren zeigte sich, dass sich die Erntemengen von Standort zu Standort oder sogar innerhalb eines Schlages erheblich unterscheiden können. Anhand von zwei Bodenprofilgruben sollte daher ein besonderes Augenmerk auf das Ertragspotenzial von Böden gelegt und Möglichkeiten zur Verbesserung erörtert werden.

Eine Besonderheit der betrachteten Fläche ist ein diagonal verlaufender Streifen mit wechselnden Bodeneigenschaften. Auf dieser Teilfläche erfolgte vor einigen Jahren eine Bodenbearbeitung mit einer Tiefspatenmaschine. Auf dem wenige Meter breiten tiefgespateten Streifen konnte in den zurückliegenden Jahren eine spätere Abreife und ein höherer Ertrag der angebauten Kultur beobachtet werden.

Die Profilgruben wurden so angelegt, dass die Gruben einen ertragsstärkeren und einen ertragsschwächeren Teil abbildeten. Es zeigte sich, dass die Ertragsabweichungen auf diesem Schlag vor allem durch die im Beratungsgebiet weitverbreitete Rheinweißschicht hervorgerufen werden. Die Reinweißschicht bildet eine Barriere die je nach Ausprägung der Schicht den kapillaren Aufstieg des Grundwassers und die Durchwurzelung von tieferen Schichten behindern kann.

Abbildung 3: links: Profilansicht der Grube; rechts: stark ausgeprägte Rheinweißschicht in 60 cm
Bodentiefe

Insbesondere bei trockener Witterung können der fehlende kapillare Aufstieg und die eingeschränkte Durchwurzelungstiefe dazu führen, dass der erschließbare Wasservorrat schnell durch die Kultur aufgebraucht wird. Bleiben während der Vegetationsperiode ergiebige Niederschläge aus, kann das an diesen Stellen schnell zu einem Wassermangel und einer gehemmten Nährstoffverfügbarkeit der Kultur mit folglich geringerem Ertrag führen.

Die Rheinweißschicht kann je nach Standort oder sogar innerhalb eines Schlages deutlich in Lage und Ausprägung variieren und ist häufig stellenweise unterbrochen. Bei der Profilbesichtigung konnte eine ausgeprägte Rheinweißschicht in ca. 60 cm Tiefe ermittelt werden (vgl. Abbildung 3). Durch das Tiefspaten wurde diese Schicht aufgebrochen, so dass auf dem diagonalen tiefgespateten Streifen eine bessere Wasserversorgung und ein größerer Durchwurzelungshorizont erreicht werden konnte.

Dennoch ist laut Herrn Dr. Keil von einem großflächigen Aufbrechen einer tiefliegenden Rheinweißschicht aus verschiedenen Gründen abzuraten. Der extreme Eingriff in den Boden führt zu einer starken Lockerung sowie zu einer kompletten Veränderung des Bodengefüges. Dies kann sich unter anderem stark negativ auf die Befahrbarkeit der Fläche auswirken. Zudem kann noch keine Aussage darüber getroffen werden, wie sich die extreme Tiefenlockerung auf längere Sicht auswirkt. Das Tiefspaten und das Aufbrechen der Rheinweißschicht sind zusätzlich mit erheblichen Kosten verbunden. Es bleibt daher fraglich, ob diese Kosten durch einen ggf. höheren Ertrag ausgeglichen werden können.

Aus Grundwasserschutzsicht ist dieser erhebliche Eingriff in das Bodengefüge ebenso als kritisch anzusehen. Es besteht das Risiko, dass dadurch größere Stickstoffmengen mineralisiert und in tiefere Bodenschichten verlagert werden könnten.


Fazit:

Das Ertragspotenzial von Böden ist von vielen Faktoren abhängig und kann auch innerhalb eines Schlages deutlich variieren.

Bei der Begehung konnte gezeigt werden, dass die Rheinweißschicht einen bedeutenden Einfluss auf die Wasserversorgung, Durchwurzelungstiefe und somit auf das Ertragspotenzial von Böden haben kann. Diese Gegebenheiten können durch die Düngung nicht ausgeglichen werden. Das Aufbrechen einer tiefliegenden Rheinweißschicht ist aus Sicht der Bodenschätzung, aus wirtschaftlichen Aspekten und aus
Grundwasserschutzsicht kritisch zu sehen. Vielmehr sollten die Bodengegebenheiten in den Fokus der Bewirtschaftung gerückt werden. Unter anderem kann beispielsweise durch eine Reduktion bzw. durch
eine möglichst flache Bodenbearbeitung oder durch eine angepasste Fruchtfolge wertvolles Bodenwasser für die Folgekultur eingespart werden.

Als ein weiterer Aspekt wäre die teilflächenspezifische Bewirtschaftung zu nennen. Auf ertragsschwächeren Stellen einer Bewirtschaftungseinheit ist der Nährstoffentzug durch die Kultur vergleichsweise gering. Wenn es betrieblich umsetzbar ist, sollte daher die Düngermenge an diesen Stellen dementsprechend reduziert werden. Neben einer Kostenersparnis kann dies einen wertvollen Beitrag zum Grundwasserschutz leisten.