Der Feldtag wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Betrieb Jung, dem LLH und der WRRL-Beratung des WBL in Bauschheim durchgeführt. Trotz unbeständigen Wetters versammelten sich rund 40 Interessierte aus Landwirtschaft, Wissenschaft und Beratung am 7. Juli 2025 am Hofladen der Familie Jung um den Referenten über das Thema Mulch im Gemüsebau zuzuhören und Einblicke in den Einsatz von Mulch zu bekommen.

„Am Ende sparen wir Arbeitszeit und Pflanzenschutzmittel“

Herr Jung erläuterte zu Beginn des Feldtages die Gründe des Mulcheinsatzes in seinem Betrieb. Neben der Unkrautunterdrückung, der erhöhten Wassereffizienz, der Förderung des Bodenlebens und der Bodenstruktur sowie des Humusaufbaus, hob er auch die Einsparung von Pflanzenschutzmitteln und Arbeitszeit hervor, „wenn die Mulchschicht dick genug ist, sparen wir uns einige Hack-Durchgänge“. Herr Jung setzt in seinem Betrieb das Transfermulchverfahren (bzw. „Cut and Carry Verfahren“) mit Wickroggen ein. D.h. dieser wird auf einer Geberfläche angebaut, abgemulcht und nach ausreichender Trocknung auf eine Nehmerfläche (geplante Gemüsebeete) ausgebracht. Ein Schwerpunkt des Feldtages lag auf der einzusetzenden Technik. Aufgrund des anhaltenden Regens blieb die Vorführung der einzelnen Maschinen theoretisch. Erwähnt soll aber sein, dass um eine lockere Ablage auf der Stoppel zu erreichen, der Mulcher den Wickroggen über eine Walze wirft. Für die schnellere und gleichmäßigere Trocknung wird mehrere Male ein Kreiselschwader eingesetzt. Die Erfahrung zeigt, dass die ausreichende Trocknung des Mulchmaterials vor der Ausbringung auf die Beete von großer Wichtigkeit ist. Denn eine Pflanzung der Jungpflanzen in zu feuchten Mulch kann Schäden an den Gemüsepflanzen durch Ausgasung verursachen. Nach der Trocknung nimmt der Ladewagen mit einem Pick-Up den Transfermulch auf und bringt diesen auf die Beete auf.


Mulchaufnahme durch den Ladewagen mit einem Pick-Up. Auch die Ausbringung des Mulchs auf die Beete erfolgt mit der gleichen Technik

Die Pflanzung erfolgt mit einer eigens umgebauten Pflanzmaschine direkt in die Mulchschicht. Diesen letzten Schritt führte Familie Jung trotz Regen für die Teilnehmenden vor. Neben den positiven Effekten des Mulchs erläuterte Herr Jung auch Herausforderungen: z.B. suchen in nassen Jahren Schnecken vermehrt die schützende Mulchschicht auf, Wurzelunkräuter werden nicht unterdrückt, die isolierende Wirkung des Mulchs zeigt bei Spätfrösten einen großen Nachteil, da der Boden keine Wärme abstrahlen kann und die Gefahr von Frostschäden zunimmt. Für die oben bereits erwähnte Unkrautunterdrückung, muss die Mulchschicht eine ausreichende Dicke aufweisen (ca. 10 cm Mulchdicke). Dies setzt eine gute Planung der Geber- und Nehmerflächen voraus und führt zum einen dazu, dass das Verhältnis der Geber- und Nehmerfläche etwa drei zu eins sein muss, zum anderen, dass mit hoher Menge an Mulchmaterial auch hohe Mengen an Nährstoffen auf die Flächen aufgebracht werden. 



Demonstration der Auspflanzung in die Mulchschicht mit umgebauter Pflanzmaschine

Bezüglich der durch den Mulch ausgebrachten Nährstoffmenge, Stickstoffverfügbarkeit und Anrechnung für die Düngebedarfsermittlung gibt es jedoch nur wenige Literaturangaben. Aus diesem Grunde begleitet die WRRL-Beratung Herrn Jung nun im zweiten Jahr mit Demoversuchen um hier neben den bereits erwähnten positiven Aspekten auch ein Augenmerk auf die durch den Mulch zugeführten Nährstoffe und deren Pflanzenverfügbarkeit zu legen. Erste Ergebnisse und Eindrücke des Demoversuchs wurden während des Feldtages vorgestellt.

Isolierende Wirkung des Mulchs auf Bodentemperatur – Demoversuch in Kürbis

Im Versuchsjahr 2024 wurde auf der Demofläche ein Vergleich zwischen mit Wickroggen gemulchten und ungemulchten Kürbisbeeten angelegt. Die Pflanzenanalysen zeigten, dass der verwendetet Wickroggen einen Stickstoffgehalt von 1,73 % in der Trockenmasse enthielt. Die durchschnittliche Menge des Mulchs pro Quadratmeter wurde ermittelt. Mit der ermittelten Menge an Mulch wurden somit 315 kg Gesamt-N/ha im Kürbisbeet aufgebracht. Da die Fläche nicht komplett mit Mulch bedeckt, sondern in Dämmen ausgebracht wurde, in den Gassen kaum Mulchmaterial lag und auch das Vorgewende unbedeckt blieb, handelt es sich um einen theoretischen Wert und soll deutlich machen, wie hoch die Stickstoffmenge sein kann, wenn Transfermulch aufgebracht wird. Auf die gesamte Fläche bezogen wurden über den Mulch nicht mehr als 130 kg Gesamt-N/ha ausgebracht. Zudem wurde die Fläche während der Vegetation durch Fertigation mit Tropfschläuchen nach Bedarf (Berechnung nach DüV) gedüngt.
Anfang Juni konnte in der Bodentiefe 0-30 cm in dem ungemulchten Teilstück mit 106 kg N/ha ein leicht höherer Nmin-Wert als in dem Teilstück mit Mulch (93 kg N/ha) ermittelt werden. Obwohl in beiden Parzellen annähernd gleich viel Stickstoff vorhanden war, zeigte sich der Kürbis in der Mulchvariante gegenüber der ungemulchten Variante deutlich aufgehellt und mit Wuchsdepression. Ein Grund hierfür könnte für eine wärmeliebende Kultur wie Kürbis die kühlere Bodentemperatur sein. Eine Temperaturmessung ergab 19,8°C (mit Mulch) zu 22,3°C (ohne Mulch). Bis Mitte Juli konnte dieser Wachstumsrückstand jedoch aufgeholt werden.
Zu Beobachtungsende im Oktober konnte mit 70 kg N/ha (0-30 cm Bodentiefe) ein um knapp 30 kg N/ha höherer Stickstoffgehalt als in der ungemulchten Variante gemessen werden. Dieser Unterschied könnte auf eine andauernde N-Nachlieferung aus dem Mulch hindeuten. Allerdings konnte im Versuchsverlauf festgestellt werden, dass es sich bei der Demofläche um eine sehr heterogene Fläche handelt. Kleinräumig konnten deutliche Unterschiede in den Bodenarten festgestellt werden. Die Unterschiede in den Nmin-Gehalten könnten daher auch aus den kleinräumig wechselnden Bodenarten resultieren.
Eine genaue Ertragserfassung in den Demoparzellen wurde nicht durchgeführt. Optisch ließen sich aber keine Unterschiede feststellen. Die Kürbispflanzen bildeten in etwa gleich viele Fruchtkörper aus. Es kann daher davon ausgegangen werden, dass die Mulchschicht im Demoversuch keinen nennenswerten Einfluss auf die Ertragsbildung hatte.
Zu Versuchsbeginn konnte eine zufriedenstellende Unkrautunterdrückung durch den Mulch dokumentiert werden. Im weiteren Kulturverlauf war dies zunehmend nicht mehr gegeben. Insbesondere in den geringeren gemulchten Gassen und Teilbereichen etablierten sich flächendeckend Unkräuter. Die bereits gut entwickelten Kürbispflanzen erlitten dadurch allerdings keinen Nachteil mehr. 


Verbesserte Mineralisationsbedingungen unter Mulch? – Demoversuch in Rosenkohl

Im Versuchsjahr 2025 wurde auf einer anderen Fläche ein neuer Demoversuch in der Kultur Rosenkohl angelegt. Hier werden vier Parzellen (à 1 m²) untersucht: zwei mit Mulch, zwei ohne Mulch, jeweils eine ohne und eine mit Düngung mit 180 kg N/ha (stabilisierter Dünger). Die Ergebnisse zeigten, dass unter Mulch der Boden kühler bleibt. Es wurden bei einer Messung Anfang Juli bei einer Außentemperatur von 27°C und in einer Bodentiefe von 20 cm ohne Mulch 32°C und unter Mulch 28°C gemessen. Auch die Untersuchung der Bodenfeuchte ergab, dass Mulch die Evaporation verringert.

In diesem Demoversuch wurden 200 und 270 kg N/ha durch den Mulch auf die zwei Versuchsparzellen aufgebracht. Auch hier wurden über die gesamte Fläche gesehen jedoch nicht mehr als 130 kg Gesamt-N/ha über den Mulch ausgebracht. Es konnte ein deutlicher Nmin-Anstieg unter den Parzellen mit Mulchschicht beobachtet werden (s. Abbildung „Nmin-Verlauf Demoparzellen Mulch in Rosenkohl“). Dieser Anstieg kann zumindest teilweise durch eine N-Umsetzung durch das Mulchmaterial verursacht worden sein. Ein weiterer, entscheidenderer Faktor für den Anstieg dürften die verbesserten Mineralisationsbedingungen unter Mulch sein. Die ausgewogenen Temperaturen und anhaltende Feuchtigkeit bieten den Bodenbakterien optimale Bedingungen, Stickstoff aus dem Boden freizusetzen.

Zusätzlich lässt sich in den beiden gedüngten Parzellen auch ein deutlicher Nmin Anstieg durch die mineralische Düngung erkennen. Der Demoversuch in Rosenkohl läuft aktuell noch weiter und weitere Bodenanalysen zum Nmin-Verlauf in den einzelnen Versuchsparzellen werden durchgeführt. 


Dargestellt sind die Nmin-Werte in den einzelnen Varianten zu zwei Zeitpunkten im Vegetationsverlauf des Rosenkohls.

 

Rechtliche Hinweise zur Transfermulchanwendung (ohne Gewähr)

Transfermulch mit mehr als 1,5 % N in der TM gilt nach DüV als organisches Düngemittel. Daher ist es notwendig die Nährstoffgehalte vor der Ausbringung zu wissen und alle zwei Jahre eine Analyse durchführen zu lassen. Für alle organisch und organisch-mineralischen Düngemittel gilt die Obergrenze von 170 kg Gesamt-N/ha/Jahr im Betriebsdurchschnitt (Ausnahme Kompost; 510 kg N/ha in drei Jahren). Im Roten Gebiet in Hessen liegt die Obergrenze bei 130 kg/ha auf den Schlag bezogen (Ausnahme Festmist von Huf- oder Klauentieren hier bleibt die Obergrenze bei 170 kg N/ha und Kompost s. Hinweis oben). Es besteht eine Ausnahme für Betriebe, die im Durchschnitt der Flächen in den roten Gebieten, nicht mehr als 160 kg Gesamt-N/ha/Jahr und davon nicht mehr als 80 kg Gesamt-N aus mineralischen Düngemitteln aufbringen. Die Sperrfristen für Düngemittel mit mehr als 1,5 % Gesamt-N in der Trockenmasse sind auch bei Transfermulch ggf. zu beachten.

Hinsichtlich des Gewässerschutzes ist abschließend festzuhalten, dass die durch den Mulch ausgebrachten N-Mengen unbedingt für die Düngeplanung berücksichtigt werden müssen. Der N-Bedarf der Kultur während der Vegetation sollte bei einer geplanten Kopfdüngung ggf. mit einer Bodenprobe überprüft werden. Nach der Ernte ist zudem mit einer weiteren N-Nachlieferung durch den Mulch zu rechnen, welche für die Folgekultur angerechnet werden sollte. Wenn keine direkte Folgekultur geplant ist, ist der Anbau einer Zwischenfrucht empfehlenswert. So können die Nährstoffe des Mulchs der folgenden Kultur zur Verfügung gestellt werden.

Die Beratungskräfte des LLH stellten verschiedene Mulch-Materialien (Stroh, Wickroggen, Luzernegras, Heu) und deren unterschiedliche C/N-Verhältnissen vor. Auch in die Wirkung von Mulch auf Pathogene wurde ein Einblick gegeben. Für Informationen zum Thema „Mulch und Pathogene“ kontaktieren Sie bitte die Kollegen des LLH im Bereich Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel. 

Für allgemeine Fragen zum Thema Mulch stehen wir Ihnen von der WRRL-Beratung gerne zur Verfügung und halten Sie weiterhin auf dem Laufenden über neue Ergebnisse und Erkenntnisse aus dem laufenden Demoversuch.