Die Stoffstrom- und die Hoftorbilanz sind im Aufbau grundsätzlich sehr ähnlich. Beide Bilanzen vergleichen die Nährstoffmengen, die im Laufe eines Bilanzjahres einem landwirtschaftlichen Betrieb zugeführt werden mit den Nährstoffmengen, die den Betrieb durch den Verkauf von Pflanzen- und Tierprodukte wieder verlassen. Anhand der ermittelten Nährstoffsalden lassen sich eventuelle Nährstoffüberhänge und Optimierungs-möglichkeiten im Betrieb identifizieren. Seit den ab 01.01.2023 geltenden Vorgaben müssen alle hessischen Betriebe ab 20 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche eine Stoffstrombilanz erstellen. Die WRRL-Beratung des WBL bietet als kostenlosen Beratungsservice die Erstellung von Stoffstrom- und Hoftorbilanzen an. Zahlreiche Betriebe im Beratungsgebiet nutzen diesen Beratungsservice. Im Folgenden möchten wir Ihnen die Ergebnisse der berechneten Stoffstrom- bzw. Hoftorbilanz-N-Salden für das Jahr 2023 vorstellen. Die Ergebnisse können Ihnen dabei helfen den N-Saldo Ihres Betriebs mit den N-Salden anderer Betriebe aus dem Beratungsgebiet zu vergleichen. In Abbildung 1 sind die Netto-N-Hoftor-Salden (mit Berücksichtigung von Stall-, Lagerungs- und Ausbringungsverlusten) unterteilt nach den Betriebstypen dargestellt. Für die Auswertung wurden die Bilanzen von 71 Betrieben aus dem Beratungsgebiet berücksichtigt. Aus Grundwasserschutzsicht sollte ein N-Saldo von 40 kg N/ha möglichst nicht überschritten werden. Allerdings sollte für die Bewertung des N-Saldos immer das dreijährige Mittel betrachtet werden, da es beispielsweise durch Düngereinkäufe auf Vorrat oder durch Lagerhaltung der Ernteprodukte zu Verzerrungen kommen kann.

Abbildung 1: Mediane der Netto-Hoftor-N-Salden 2023 unterteilt nach Betriebstyp. Die Zahl in den Säulen entspricht der Anzahl der berechneten Bilanzen.


Für das Jahr 2023 konnte über alle Betriebe gesehen ein sehr ausgeglichener N-Saldo von 1 kg N/ha ermittelt werden. Die Spannweite der Einzelwerte reichte von -56 kg N/ha bis 85 kg N/ha. Zwischen den einzelnen Betriebstypen konnten kaum Unterschiede in den durchschnittlichen N-Salden festgestellt werden. Ackerbaubetriebe wiesen mit 1 kg N/ha einen minimal niedrigeren durchschnittlichen N-Saldo auf als Gemüsebau-/Sonderkulturbetriebe (2 kg N/ha). Auch konnte zwischen Betrieben mit und ohne Tierhaltung nur ein minimaler Unterschied festgestellt werden. Allerdings muss darauf hingewiesen werden, dass die Tierhaltung im Beratungsgebiet im Vergleich zu anderen Regionen eine eher untergeordnete Rolle spielt. In die Kategorie Betriebe mit Tierhaltung wurden für diese Auswertung beispielsweise auch pferdehaltende Betriebe eingeordnet. Häufig weisen klassische tierhaltende Betriebe betriebstypbedingt einen etwas höheren N-Saldo auf als reine Ackerbaubetriebe.


Abbildung 2: Mediane der Netto-Hoftor-N-Salden nach Jahren

Der durchschnittliche Stoffstrombilanz-N-Saldo über alle Betriebe liegt mit 7 kg N/ha im Vergleich zum Netto-N-Hoftor-Saldo etwas höher. Der Hauptgrund hierfür ist, dass für die Berechnung des Stoffstrombilanzsaldos keine Stall-, Lagerungs- und Ausbringungsverluste berücksichtigt werden.

Generell ist die Entwicklung der Netto-N-Hoftor-Salden über die Jahre als sehr positiv zu bewerten (vgl. Abbildung 2). Seit 2015 ist, abgesehen von wenigen Ausreißern, ein konstanter Rückgang in den durchschnittlichen N-Salden von 32 kg N/ha auf 1 kg N/ha zu beobachten. Die Ausreißer lassen sich auf äußere Umstände zurückführen. Die Jahre 2016 und 2018 waren von extremer Trockenheit mit folglich niedrigeren Ernteerträgen und somit geringeren Nährstoffentzügen geprägt.