Die diesjährige Nachernte-Nmin-Beprobung auf Wintergetreideflächen im Hessischen Ried erfolgte im Zeitraum vom 11.08. bis 18.08.2023. Insgesamt wurden über das ganze Beratungsgebiet verteilt 14 Flächen nach Getreide in 0-90 cm Bodentiefe auf Nmin beprobt. In der Regel erfolgten auf den Flächen vor der Probenahme ein bis zwei flache Bodenbearbeitungsgänge mit Scheibenegge und/oder Grubber. Drei Flächen wurden vor der Probenahme mit Mist bzw. Ernteresten organisch gedüngt. Eine Beeinflussung des Nmin-Werts durch die ausgebrachte Organik ist zumindest bei zwei Flächen unwahrscheinlich, da die Ausbringung unmittelbar vor der Probenahme erfolgte und sich die gemessenen Nmin-Werte im erwarteten Bereich bewegten.

In Abbildung 1 sind die Nachernte-Nmin-Werte als Mediane unterteilt nach den Bodenschichten 0-30 cm, 30-60 cm und 60-90 cm dargestellt. Die Anzahl der beprobten Flächen befindet sich in den Säulen. Der Nachernte-Nmin-Median der 14 beprobten Getreideflächen liegt bei 44 kg N/ha in 0-90 cm Bodentiefe. Bei Betrachtung der verschiedenen Getreidearten lässt sich feststellen, dass nach Wintergerste mit 39 kg N/ha ein deutlich niedriger Nmin-Wert ermittelt wurde als nach Winterweizen mit 51 kg N/ha. Der Unterschied in den Nmin-Gehalten ist kulturartbedingt und konnte auch schon bei Nachernte-Nmin-Messungen in den vergangenen Jahren beobachtet werden (vgl. Abbildung 3). Die N-Düngung zu Wintergerste fällt in der Regel niedriger aus als zu Winterweizen. Dies senkt das Risiko, dass nach der Ernte größere Mengen an Stickstoff im Boden verbleiben. Zudem erfolgt die N-Düngung zu Gerste zumeist in einer oder zwei Gaben. Bei Winterweizen wird teilweise zur Absicherung des Proteingehalts eine dritte N-Gabe (Ährengabe) durchgeführt. Häufig kann diese trockenheitsbedingt nicht mehr gänzlich von der Kultur aufgenommen und in Ertrag und Protein umgewandelt werden. Hinzukommend wird Wintergerste im Vergleich zu Winterweizen tendenziell auf leichteren Standorten mit niedrigerem Mineralisationspotenzial angebaut. Es ist daher im Erntezeitraum und nachfolgend von einer geringeren N-Nachlieferung mit folglich niedrigeren Nmin-Gehalten im Boden auszugehen.

 

Der Großteil des Stickstoffs befindet sich aktuell in den beiden oberen Bodenschichten und kann somit von einer folgenden Winterung oder Zwischenfrucht aufgenommen werden. Jedoch befindet sich der höchste Nmin-Gehalt in der Bodenschicht 30-60 cm. Dies könnte aufgrund der ausgiebigen Niederschläge im August auf eine beginnende Stickstoffverlagerung aus dem Oberboden hindeuten.

Abbildung 1: Nachernte-Nmin-Werte 2023 unterteilt nach den Bodenschichten. Die Zahlen in den Balken entsprechen der Anzahl der beprobten Flächen.

 

Bei der Nachernte-Nmin-Beprobung konnten große Spannweiten in den Nmin-Gehalten ermittelt werden (Abbildung 2). Der niedrigste Nmin-Wert wurde mit 24 kg N/ha nach Winterweizen und der höchste Nmin-Wert mit 102 kg N/ha ebenso nach Winterweizen gemessen. Anhand dieser beiden Messwerte kann anschaulich der Einfluss des Ernteertrags und der Bodenart auf den Nmin-Wert im Boden demonstriert werden. Auf der Weizenfläche mit dem niedrigsten Nmin-Gehalt wurde eine sehr gute Ernte mit 88 dt/ha und hohem Proteingehalt eingefahren. Zudem erfolgte kurz nach der Ährengabe eine ausreichende Bewässerung der Fläche. Die N-Düngung konnte so optimal von der Kultur aufgenommen und in Ertrag und Qualität umgewandelt werden. Bei der Fläche mit einem sehr hohen Nmin-Gehalt handelt es sich um eine anmoorige Fläche mit hohem Mineralisationspotenzial. Obwohl für die N-Düngung das hohe Nachlieferungspotenzial der Fläche berücksichtigt und lediglich eine geringe Stickstoffmenge ausgebracht wurde, konnte mit 102 kg N/ha ein sehr hoher Nmin-Gehalt festgestellt werden. Auf der Fläche wurde eine Zwischenfrucht gesät. Es ist daher wahrscheinlich, dass ein Großteil des Stickstoffs aufgrund der aktuell guten Wachstumsbedingungen durch die Zwischenfrucht aufgenommen, für die Folgekultur konserviert und so vor einer Verlagerung in tiefere Schichten geschützt werden kann.

Abbildung 2: Mediane und Spannweiten der Nachernte-Nmin-Beprobung 2023 in 0-90 cm Bodentiefe. Die Zahlen in den Balken entsprechen der Anzahl der beprobten Flächen.

 

 

In Abbildung 3 werden die Nachernte-Nmin-Ergebnisse der Kulturen Wintergerste und Winterweizen ab 2019 dargestellt. Tendenziell lässt sich bis 2023 ein Anstieg in den Nachernte-Nmin-Gehalten beobachten. Allerdings muss dabei berücksichtigt werden, dass es sich dabei um wechselnde Flächen handelt. Aufgrund des relativ geringen Probenumfangs besitzt die Auswahl der Flächen einen relativ großen Einflussfaktor auf den durchschnittlichen Nachernte-Nmin-Gehalt im Boden. Es lässt sich daher nur eine Tendenz ableiten. Darüber hinaus muss darauf hingewiesen werden, dass in 2023 die Beprobung zwei bis drei Wochen später als in den Vorjahren durchgeführt wurde und somit auf den Flächen bereits ein bis zwei Bodenbearbeitungsgänge erfolgten. Es kann daher vermutet werden, dass der Nmin-Gehalt im Boden unmittelbar nach der Ernte etwas niedriger gewesen wäre.

Abbildung 3: Mediane der Nachernte-Nmin-Beprobung in 0-90 cm der Jahre 2019 bis 2023 nach den Kulturen Wintergerste und Winterweizen. Die Zahlen in den Balken entsprechen der Anzahl der beprobten Flächen.

 

Beratungsempfehlung Herbst-Düngung:

 

In den „Roten Gebieten“ (Großteil des Beratungsgebiets) ist eine Herbstdüngung in der Regel nicht erlaubt. Ausnahmen bestehen für Festmist von Huf- und Klauentiere, für Winterraps (Nachweis mit Bodenprobe in 0-60 cm unter 45 kg N/ha) und für Zwischenfrüchte zur Futternutzung. Durch die Nachernte-Nmin-Untersuchung 2023 konnte gezeigt werden, dass für einen erfolgreichen Zwischenfrucht- und Rapsanbau in den meisten Fällen genügend Stickstoff im Boden vorhanden ist, zumal zusätzlich bis in den späten Herbst mit einer N-Nachlieferung aus dem Boden zu rechnen ist. Auch in den „nicht roten Gebieten“ ist daher häufig eine Düngung zur Zwischenfrucht, Raps und Wintergerste nicht erforderlich und würde das Risiko einer Stickstoffverlagerung in tiefere Bodenschichten unnötig erhöhen.

 

Gerne können Sie uns kontaktieren wenn Sie noch Fragen rund um das Thema Herbstdüngung haben.