Im Hessischen Ried begann die Herbst-Nmin-Beprobung am 15.10. und dauerte bis zum 28.11.2024 an. Es wurden 502 Flächen in einer Bodentiefe von 0-90 cm beprobt. Das folgende Diagramm zeigt die Herbst-Nmin-Werte [kg N/ha] unterteilt nach den drei Bodenschichten als Mediane in Abhängigkeit der Erntefrucht bzw. Kulturgruppe 2024.
Abbildung 1: Dargestellt sind die Mediane der Herbst-Nmin-Werte [kg N/ha] in den Bodenschichten 0-30 cm, 30-60 cm und 60-90 cm im Hessischen Ried in Abhängigkeit der Erntefrucht 2024. (Die Zahl in den Säulen gibt die Anzahl der beprobten Flächen wieder.)
Sonstige Getreide: Winterhafer, Triticale, Sommerweizen; Mais: Körner- und Silomais; Gemüse: Möhren, Kohl, Kürbis, Salat, Lauch, Rosenkohl, Spinat, Stangenbohnen, k. A.; Sonstige Leguminosen: Klee-Luzerne, Luzerne, Luzerne-Gras, Ackerbohne; Energiepflanzen: GPS-Getreide, Riesenweizengras/Szarvasi-Gras, Hirse, Sudangras, GPS-Triticale; Sonstige: Mähweide, Ackergras, Landsberger Gemenge, Heilpflanzen, Zuckermais, Koriander, Quinoa, Grassamenvermehrung.
Insgesamt wurde im Herbst 2024 über alle beprobten WRRL-Flächen ein durchschnittlicher Herbst-Nmin-Median von 58 kg N/ha ermittelt. Der Herbst-Min-Median 2024 lag somit gleich hoch wie der Herbst-Nmin-Median 2023. Der Großteil des Stickstoffs befindet sich noch in den oberen beiden Bodenschichten. Bei einigen Kulturen bzw. Kulturgruppen (besonders bei Kulturen die gerne auf sandigen Standorten angebaut werden) lässt sich im Herbst 2024 eine beginnende N-Verlagerung beobachten. Beispielsweise lässt sich nach Winterroggen und unter Spargel gut erkennen, dass ein Großteil des Stickstoffs aus dem Oberboden (0-30cm) bereits in tiefere Bodenschichten verlagert wurde.
Der höchste durchschnittliche Nmin-Gehalt im Herbst ist - wie auch in den Jahren zuvor - kulturartbedingt nach Buschbohnen mit einem Median von 184 kg N/ha zu finden (selbst der niedrigst gemessene Wert (Abb. 2) liegt bei einem sehr hohen Gehalt von 117 kg N/ha). Durch die kurze Vegetationszeit der Buschbohnen wird diese Leguminose in der Regel gedüngt, da der Zeitraum für eine symbiontische N-Versorgung durch die Knöllchenbakterien nicht ausreicht. Zusätzlich verbleiben nach der Ernte viele Pflanzenreste auf der Fläche und tragen zu einer erhöhten N-Mineralisierung bei. In der Folge kann eine erhöhte N-Nachlieferung bis in den Spätherbst hinein beobachtet werden. Dieser freigewordene Stickstoff kann von einer direkten Folgekultur aufgenommen werden. Der nach Buschbohne häufig folgende Winterweizen eignet sich aus Grundwasserschutzsicht nicht als direkte Folgekultur der Buschbohne, da dieser mit einer vergleichsweise geringen N-Aufnahme über die Wintermonate (ca. 20-30 kg N/ha) nur einen Teil des freiwerdenden Stickstoffs bindet. Falls im Zuge der Fruchtfolgeplanung nach Buschbohnen dennoch Wintergetreide als Folgekultur angebaut werden soll, empfiehlt sich der Anbau von Wintergerste. Diese nimmt bis zur Vegetationsruhe mit 30-50 kg N/ha etwas mehr Stickstoff als Winterweizen auf und bewirkt dadurch eine stärkere Reduktion der auswaschungsgefährdeten Stickstoffmenge. Aus Grundwasserschutzsicht ist nach Buschbohne der Anbau einer Zwischenfrucht mit folgender Sommerung wünschenswert. Zwischenfrüchte können im Herbst und über die Wintermonate vergleichsweise viel Stickstoff konservieren und somit vor einer Verlagerung schützen. Der durch die Zwischenfrucht aufgenommene Stickstoff steht durch Mineralisationsprozesse der folgenden Sommerung größtenteils zur Verfügung und muss daher nicht zusätzlich gedüngt werden. Auch ein Zwischenfruchtanbau direkt nach den Buschbohnen und vor der Aussaat des Wintergetreides kann ökonomisch sinnvoll sein und sich zudem positiv auf das N-Verlagerungsrisiko auswirken. Leider wurde in 2024 nach der Buschbohnenernte auf keiner dieser WRRL-Dauerbeobachtungsflächen eine Zwischenfrucht angebaut, sondern eine Winterung, oftmals Winterweizen.
Die Nmin-Werte nach Sojabohne sind mit durchschnittlichen 48 kg N/ha sehr viel niedriger als die nach der Buschbohne, obwohl es sich bei beiden Kulturen um Leguminosen handelt. Ein Grund ist, dass nach einer erfolgreichen Impfung des Saatguts eine N-Düngung der Sojabohne nicht nötig ist. Im Gegensatz zur Buschbohne, die eine kurze Vegetationsdauer hat, steht die Sojabohne länger auf dem Acker (Totreife), der Luftstickstoff kann durch die Knöllchenbakterien fixiert und die Pflanze mit N versorgt werden. Durch die lange Standzeit der Sojabohne wird zusätzlich viel N bis in den Herbst hinein aus dem Boden entzogen.
Abbildung 2: Dargestellt sind die Mediane mit Spannweiten der Herbst-Nmin-Werte [kg N/ha] in 0-90 cm Bodentiefe im Hessischen Ried in Abhängigkeit der Erntefrucht 2024. (Die Zahl in den Säulen gibt die Anzahl der beprobten Flächen wieder.)
Nach Zwiebeln ist der Nmin-Wert mit 124 kg N/ha ebenfalls erhöht. Zwiebeln gehören neben Kartoffeln und den bereits erwähnten Buschbohnen zu den Kulturen mit häufig erhöhten Herbst-Nmin-Gehalten. Die feinkrümelige Bodenstruktur, die Bewässerung und der Anbau in Dämmen (bei Kartoffeln) erhöhen die N-Mineralisation und sind u.a. Gründe für die hohen Herbst-Nmin-Werte. Wie bereits oben erwähnt ist auch hier ein anschließender Zwischenfruchtanbau ratsam.
Die Nmin-Werte von Winterweizen und Wintergerste unterscheiden sich im Herbst 2024 nicht voneinander (64 kg N/ha). In den Vorjahren wurde immer ein deutlich niedrigerer Nmin-Wert nach Wintergerste festgestellt. Die Erträge der Wintergerste waren in 2024 aufgrund der langandauernden Nässe und hohem Krankheitsdruck verbreitet geringer als in den Vorjahren. Dementsprechend niedriger waren auch die N-Entzüge aus dem Boden. Dies könnte eine Erklärung für die relativ hohen Herbst-Nmin-Werte nach Wintergerste sein.
Teilweise war der Beprobungsumfang bei einzelnen Kulturen bzw. Kulturgruppen relativ gering. Die Mediane für diese Kulturen sind daher nur bedingt aussagekräftig. Dennoch kann ggf. eine Tendenz für die jeweilige Kultur erkannt werden.
Die Spannweiten der Nmin-Gehalte sind bei den meisten Kulturen groß (Abb. 2). Dies kann unter anderem auf schlagspezifische Ursachen und unterschiedliches Nacherntemanagement zurückgeführt werden.
Aus Grundwasserschutzsicht wird ein Herbst-Nmin-Wert von 40 kg N/ha und darunter angestrebt. Mit einer angepassten Fruchtfolgeplanung können Nmin-Werte beeinflusst werden. Der Anbau einer Zwischenfrucht führt in der Regel zu niedrigeren Herbst-Nmin-Werten.